Zur Krippenmeditation „Jesus, ich bin da!“ zum Heiligen Abend, 24.12.2021, scrollen Sie bitte nach unten!

 

(Stand 25.12.2021)

 

Lesegottesdienst

mit den gottesdienstlichen Texten zum

1. Weihnachtstag, 25. 12. 2021

 

Liturgie und Predigt: Pfarrer Rüdiger Dunkel

 

Spruch:

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. (Joh 1,14)

 

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Eingangs- und Wochenpsalm: Psalm 96

1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt! 2 Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!

3 Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!

7 Ihr Völker, bringet dar dem HERRN, bringet dar dem HERRN Ehre und Macht!

8 Bringet dar dem HERRN die Ehre seines Namens, bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!

9 Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt!

10 Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König. Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.

11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist;

12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; jauchzen sollen alle Bäume im Walde

13 vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist

wie es war im Anfang, jetzt und immerdar

und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Tagesgebet

Guter Gott und Vater,

du hast dich auf unsere Welt eingelassen,

bist Mensch geworden.

Doch wir ziehen uns mehr und mehr zurück.

In unsere Wohnungen und Häuser,

in ganz kleinen Kreise in der Familie.

All das müssen wir in diesem Jahr sogar,

weil Liebe die Vernunft walten lässt!

Manchmal verlieren wir uns aber auch

in Erinnerungen an frühere Zeiten.

Und wir merken, wie sehr du uns fehlst.

So oft fragen wir nicht nach dir,

entziehen wir uns deiner Liebe,

umgeben uns mit Misstrauen und Hass.

Vergib uns; – gib uns nicht auf!

Öffne unsre Herzen für dich, für deine Nähe

– und für die Menschen,

damit deine Liebe auch durch uns Wege findet

in unsere Welt,

nicht nur an diesen Weihnachtstagen,

sondern allezeit.

Sei offen für unsere Bitten

und für das Eingeständnis unserer Schuld,

wenn wir nun in der Stille zu dir beten:

 

– Kurzes Innehalten in der Stille und Zeit zum persönlichen Gebet –

 

So sehr hat Gott die Welt geliebt,

dass er seinen einzigen Sohn gab,

damit alle, die ihm vertrauen,

nicht verloren gehen,

sondern das ewige Leben haben.

Ehre sei Gott in der Höhe!

 

Du willst uns Menschen reich machen, guter Gott.

Darum bist du in Armut Mensch geworden.

Fülle unsere leeren Hände und Herzen,

dass wir dankbar und fröhlich als Menschen

annehmen und weitergeben

aus deinem Reichtum;

der du dreieinig lebst und regierst

von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Tagsevangelium: Aus dem Lukasevangelium, Kapitel 2, Verse 1-14:

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war,

5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Halleluja! Es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen in Jesus Christus! Halleluja!

 

Glaubensbekenntnis

Wir bekennen – jede und jeder für sich und doch auch gemeinsam vor Gott – unseren christlichen Glauben:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erden. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

 

Epistellesung: 1. Johannesbrief, Kapitel 3, Verse 1-3

Die Herrlichkeit der Gotteskindschaft

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.

Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

Amen.

 

Predigt

Die Gnade unseres Herrn und Gottes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder! Ist da nicht eigentlich wenig Weihnachtliches in diesen Worten, die wir gerade gehört haben. Wir als Kinder Gottes, soll das die Botschaft dieser Weihnachtstage sein? Es geht doch um ein ganz anderes Kind. Es geht um ein unscheinbares Kind in einem unscheinbaren Stall einer ganz und gar unscheinbaren Stadt, die bis heute so unendlich unter dem Unfrieden leiden muss. Und überhaupt: wir sind doch erwachsene Menschen, die ihre Kindheit längst hinter sich gelassen haben. Unsere Kinderzeit, die uns alle irgendwie geprägt hat: die Zeit voller Unbeschwertheit und Unbekümmertheit für die einen, eine Zeit großer Entbehrungen für die anderen, eine Zeit der Naivität, die uns als Kind so gut leben ließ, weil das Leben so klar und einfach schien, bis uns diese so oft hilfreiche Naivität dann nach und nach genommen wurde. Vieles scheint uns Erwachsenen, uns aufgeklärten Menschen heute manchmal schwerer.

Da ist die Verantwortung für das eigene Leben und für das der anderen, um die wir uns zu sorgen haben. Neben aller Freude, die das Leben mit sich bringt, manchmal lastet einiges auf uns. Und ob wir uns nun in die Zeit der Kindheit zurücksehnen oder froh sind, diese Zeit hinter uns zu haben: Wir sind und bleiben für Gott seine Kinder.

Wir sollen Gottes Kinder heißen – und wir sind es auch.

Gott bekennt sich zu uns Menschen; jedes Weihnachtsfest erinnert uns daran. Er kommt zu uns als kleines Kind. Gott bekennt sich zu uns, ganz gleichgültig, ob wir im Moment daran glauben oder nicht, ob wir es gerade spüren oder nicht, ob Gott uns nah scheint oder wir ihn ganz fern von uns glauben. Gott hat es uns so selbst in der Geschichte von Bethlehem zeigen und deutlich machen wollen. Wie dieses Kind in aller Einfachheit geborgen und geliebt ist, so sind wir es auch. Wir sind geborgen und beschützt. All unsere weihnachtlichen Zeichen weisen darauf hin, alle Kerzen und Weihnachtsbäume, die Krippen in unseren Wohnzimmern – all diese Zeichen erinnern uns daran: Gott ist zu uns gekommen, als Mensch, als Kind, um uns niemals mehr allein zu lassen. Er liebt uns wie sein Kind, so sind wir selbst für ihn Kinder Gottes.

All das geschieht zu einer Zeit, in der wir gerade leben, und in der vielleicht so vieles dagegen zu sprechen scheint. Aber Gott kommt, gerade auch in dieser schwierigen Zeit, die wir alle gerade erleben. Er kommt, geht mit und führt uns hinaus. In eine andere, in eine neue Zeit. Eine Zeit, in der wir auch unsere Kindschaft vor Gott wieder neu entdecken werden.

Natürlich gefällt es vielen nicht, wie ein Kind behandelt zu werden. Aber nehmen wir diesen Gedanken der Kindschaft Gottes doch so herzlich und so positiv, wie er von Gott her gemeint ist. Als Kind wissen wir, dass wir uns nicht uns selbst verdanken; wir wissen, dass das Leben uns geschenkt ist, selbst wenn es ab und zu zur Last werden kann. Wir dürfen mit der Gewissheit leben, dass wir begleitet und auch geleitet werden. Und wir dürfen immer wieder zugeben, dass wir eben nicht alles allein und aus uns selbst heraus meistern können.

Und etwas anderes wird für mich an dem Gedanken wichtig, dass wir alle Gottes Kinder sind. Wenn dies von Gott her so gewollt ist, dann gehören wir alle in einen Kreis von Geschwistern. Nämlich in den Kreis von Geschwistern, die, so sagt es unser Predigtwort, die Gott erkannt haben und die ihr Leben aus Gottes Hand nehmen.

Liebe Schwestern und Brüder! Liebe Leserinnen und Leser!

Seine Geschwister sucht man sich nicht aus. Ein Geschwisterkreis ist niemals eine frei gewählte Gemeinschaft. Und alle die Geschwister haben, die wissen, wie unterschiedlich Geschwister sein können. Da gibt’s Eifersüchteleien, Rivalitäten. So etwas kennen wir natürlich auch in einer Kirchengemeinde. Aber alle, die Geschwister haben, wissen auch, wie gut es tut, wenn eine Familiengemeinschaft gelingt. Manche kennen durch ihren Bruder, durch ihre Schwester in der Familie, wie das ist, wenn sich Menschen aufeinander verlassen können, wenn das Füreinanderdasein etwas ganz Selbstverständliches ist. Solch eine im Geschwisterkreis und in der Familie eingeübte Liebe, solch ein Zusammenhalt kann das Leben auch gerade außerhalb der Familie weit tragen. Es kann Menschen für alle Zeit prägen.

Genau solch eine Gemeinschaft, liebe Schwestern und Brüder, will Gott uns in diesem Kind immer wieder neu schenken, in diesem Kind im Stall von Bethlehem. Er selbst schenkt uns diese Gemeinschaft, wenn er uns durch dieses Kind eben auch zu seinen Kindern machen will. Das ist für uns Geschenk und Aufgabe in einem. Geschenkt wird uns seine Geborgenheit, wird uns das Gefühl von Zugehörigkeit und das Wissen um unsere geistliche Heimat.

Aber es bleibt für uns eben auch die Aufgabe, die sich daraus ergibt: Aufgetragen ist es uns, miteinander und füreinander diese Liebe Gottes zu leben. Wir haben Unrecht unter uns zu vermeiden, wo immer es geht, wir sollen Gerechtigkeit und Liebe leben, auch hier gerade unter uns. Dann kann das, was wir gemeinsam tun, eben auch weit nach außen strahlen. Daran sollen wir erkannt werden. Unsere Art zu leben soll sichtbares Zeichen der Kindschaft Gottes sein. Das wäre eine große Weihnachtsfreude für den Gott, der uns so sehr liebt, so zu leben – als Familie, als Kirchengemeinde, als menschliche Gesellschaft.

Nun erlaubt mir die Frage, was haben wir aus dieser Weihnachtsfreude Gottes gemacht? Was lassen wir unter uns Menschen zu? Geben wir gerade vor Gott das Bild einer einen Menschheitsfamilie ab? Was ist mit allem Hass und Neid unter uns? Was ist mit den vielen Spaltungen, die wir gerade mitten unter uns erleben? Was lassen wir zu? Eine Antwort kann ich nicht geben. Aber ich schaue auf Gott, sehe geradezu in sein Gesicht und ahne seine Traurigkeit! Gerade in einer Zeit, in der in besonderer Weise, auf vielerlei Arten zu uns kommen will, uns tragen will. Gott ist nahe – immer, auch in schweren Zeiten! Bereiten wir ihm eine Freude! Durch unsere Art zu sein! Durch unsere Art zu leben! Durch unsere Art, vielem zu widerstehen, was uns irre machen will! Durch unsere Art, immer auch Freude in diese Welt zu tragen! Liebe Schwestern und Brüder, es gibt so vieles zu tun! Nicht nur für Gott! gerade auch für uns, die wir als seine Kinder in seiner Nachfolge leben wollen!

Was es bedeutet, in einem Kreis von Geschwistern zu leben, das habe ich auch hier in unserer Kirchengemeinde immer und immer wieder erleben dürfen. Ich erinnere mich sehr gerne:

Da wird jemand, der sich viele Jahre für unsere Kirchengemeinde eingesetzt hat, alt und krank, und es finden sich Menschen, die dann da sind, Essen bringen, Zeit miteinander teilen und begleiten bis zuletzt. Da geht die Liebe buchstäblich durch den Magen, weil für uns gekocht wird. Da gibt jemand ein langjähriges Engagement aus der Hand, weil es schwer wird und andere sind da, die dann weiter tragen und die sagen: Sorge dich nicht, es geht weiter! Da ist ein Presbyterium, das sich geschwisterlich anraunzen kann und dann doch einmütig für diese Gemeinde entscheidet.

Ich weiß es, vieles von dem was ich gerade beschreibe, ist nun schon so lange eben nicht mehr unbeschwert möglich. Und es wird auch noch dauern, bis wir wieder in einer dann vielleicht ganz neuen „Normalität“ leben werden. Aber vieles wird wiederkommen. Daran glaube ich ganz fest.

Ja, da ist so vieles in dieser Kirchengemeindefamilie, für das ich so sehr dankbar bin, besonders eben auch auf die Erfahrung, dass wir uns aufeinander verlassen können eben wie Geschwister, wie Schwestern und Brüder. Und dieses wird auch in Zukunft für unsere Gemeinde in einem dann ganz anderen und neuen Gesicht von ganz besonderer Bedeutung werden, denn wir sind noch lange nicht am Ziel! Wir stehen wieder vor einem neuen Anfang!

Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, daß wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch.

In einer lebendigen Gemeinde, in einer lebendigen Kirche werden wir neu verstehen lernen, dass Gott uns nicht allein zur kindlichen Naivität einlädt. Gottes Kind zu sein führt uns alle vielmehr auf den Weg seiner Liebe, die er uns schenkt, damit wir sie untereinander teilen. Und damit sind wir als Gottes Kinder eben auch wieder ganz Erwachsene, die Verantwortung tragen wollen füreinander und für das Leben in einer neuen Kirchengemeinde und auf dieser Erde, die Gottes Erde ist.

Und ganz egal, wie wir heute vor Gott sind, während wir das alles hier lesen, ob traurig oder enttäuscht, ob durch und durch fröhlich und ermutigt, wir alle dürfen uns zusammen mit dem Kind im Stall von Bethlehem daran erinnern, dass wir bei ihm und durch in ihm geborgen sind. Wir wissen uns begleitet von Gott durch alle guten und bösen Tage unsres Lebens. Diese Gewissheit, liebe Schwestern und Brüder, wird uns tragen – nicht nur in dieser Weihnachtszeit, sondern auch weit darüber hinaus. Uns allen frohe und gesegnete Weihnachten!

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

 

Fürbittgebet

Unsere Weihnachtswünsche bringen wir vor dich, guter Gott,

 

– dass Friede auf Erden werde

Friede zwischen den Völkern und Religionen,

Friede unter Nachbarn,

Friede in unseren Familien,

 

– dass Freude sich ausbreite,

Trost für die Traurigen,

neuer Mut für die Schwermütigen,

Hoffnung bei den Unglücklichen,

 

– dass Gerechtigkeit einkehre,

Gerechtigkeit zwischen arm und reich,

Gerechtigkeit für die Hungernden,

Gerechtigkeit für die Verfolgten.

 

Unsere Weihnachtswünsche bringen wir vor dich, guter Gott,

auch und gerade die,

die wir in diesen Tagen

ganz persönlich in uns tragen.

In der Stille vertrauen wir sie dir an:

 

– Kurzes Innehalten in der Stille und Zeit zum persönlichen Gebet –

 

Unsere Wünsche bringen wir vor dich, guter Gott,

denn so grenzenlos unsere Wünsche sind,

so weit reicht deine Liebe zu uns.

Du hast sie erfüllt in Jesus Christus, dem Licht der Welt.

Deine Herrlichkeit gehe auf über uns.

Lass uns als Menschen miteinander Weihnachten feiern,

auch wenn wir vielleicht getrennt sind.

Mache unsere Herzen froh darüber,

dass du bei uns bist,

und wir deshalb niemals allein sind.

Gib uns Freude, die von dir kommt.

Lass uns davon weitergeben.

 

Und dann bitte ich dich:

Sei du da mit deinem Segen

– für alle, die wir lieben.

–  für alle, die nun leben, um anderen zu helfen.

–  für alle, die sich selbst nicht helfen können.

 

Sei bei den Einsamen und Kranken.

Schenke uns Einsicht in vieles, was wir nun mittragen müssen.

Schenke uns Geduld und einen langen Atem.

Schenke uns Hoffnung, an der wir niemals zweifeln wollen.

Sei bei uns allen! Heute und in aller Zeit!

 

Guter Gott, ich bete für alle,

an die ich nun denke,

und auch für mich das Gebet,

das dein Sohn Jesus Christus uns allen hinterlassen hat

und das uns durch schwere Zeiten tragen will:

 

Vater Unser im Himmel

Geheiligt werde dein Name

Dein Reich komme

Dein Wille geschehe

Wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute

Und vergib uns unsere Schuld

Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

Sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit.

In Ewigkeit.

Amen.

 

Segen

Wir denken nun an all diejenigen,

die uns am Herzen liegen

– und natürlich auch an uns selbst –,

und wir sprechen die Worte des Segens,

mit denen wir unsere Gottesdienste schließen.

 

Der HERR segne dich und behüte dich!

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig!

Der HERR hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden!

Amen.

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest 2021!

Kommt gut durch die Zeit, passt auf euch auf und bleibt gesund!

Pfarrer Rüdiger Dunkel

 

 

(Stand 24.12.2021)

Jesus, ich bin da!

Ein Betrachtung der Krippe in der Heiligen Nacht

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Die Adventszeit, die Zeit der Vorbereitung auf den heutigen Abend liegt hinter uns. Jugendliche aus dem Kloster von Taizé erinnern uns an diese vergangene Zeit mit einem Lied und laden uns damit ein, noch einmal auf das zu schauen, was in den vergangenen Wochen hinter uns lag und was Gott selbst nun für uns trägt. Sie singen es in ihrer Sprache. Wir kennen es als „Macht hoch die Tür“

Ô vous qui dans l’obscurité

 

An diesem besonderen Abend, in dieser besonderen Nacht lade ich Sie herzlich ein mit allen unseren Gedanken – mit allem, was wir mit uns tragen, mit allem, was wir fühlen, mit allem, was uns unruhig machen will, aber auch mit all unserer Freude, die uns erfüllt – in den Stall von Bethlehem zu gehen, um Maria, Josef, dem Jesuskind, den Hirten und in der Begegnung mit ihnen auch uns selbst nahe zu kommen. Lasst uns in Gedanken wandern. Die Glocken des Klosters von Taizé geleiten uns in die Ruhe dieser Nacht und laden uns zu einem Moment der Stille in uns ein.

Glocken von Taizé

 

Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Wenn ich an Weihnachten, wenn ich an diese Heilige Nacht denke, denke ich zuallererst immer an Maria. Ich denke an Sie und ihren Weg bis hierher zum Stall. Viele Begegnungen waren da, ungewöhnliche Begegnungen mit einem Engel, mit Verwandten. Und viele Gedanken waren in ihr. Und sie alle kommen zusammen in einem Gebet, in ihrem Gebet, in ihrem Loben Gottes. Es bleibt uns unvergessen.

Lesen wir ihr Gebet.

Aus Lukas  1 – Magnificat

Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn,

und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;

denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich seligpreisen alle Kindeskinder.

Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.

Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.

Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und läßt die Reichen leer ausgehen.

Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,

wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.

Wir hören, was Maria uns verkündet:

Magnificat

 

Auch wir sind angekommen – heute Abend am Stall von Bethlehem.

Doch sind wir es wirklich?

Was ist mit unserer Unruhe? Mit unseren Sorgen, Ängsten und Nöten?

Wie vieles will uns den Blick verstellen, will verhindern, neu zu sehen?

So stehen wir vor dem Stall und beten zu Gott:

 

Guter Gott und Vater,

wir möchten gern zur Ruhe kommen,

gerade in diesen Tages deiner Geburt.

Doch die Unruhe dieser Welt ist so groß.

Wir suchen nach dem Sinn von Weihnachten,

und erleben den Unsinn von Gewalt und Kälte zwischen den Menschen.

Wir möchten dich spüren, der so nahe ist.

Und doch ahnen wir,

dass wir dich so manches Mal an den verkehrten Orten dieser Welt suchen.

Doch du, Herr kommst uns nahe durch die Geburt deines Sohnes.

In Jesus, dem Kind, siehst du diese Welt menschlich und freundlich an.

Und wir spüren, was du sein willst für uns:

Licht in der Finsternis, Freude in aller Trauer,

Frieden in all dem Hass und Neid unter den Menschen.

Und so bitten wir dich:

Herr, schau auf uns, so wie wir eben sind.

Schau auf uns, sei uns nahe und hilf uns.

Nun, guter Gott, lass unsere Gedanken sich sammeln zu dir,

bei dir ist das Licht, du vergisst uns nicht.

Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld.

Ich verstehe deine Wege nicht,

aber du weißt den Weg für mich.

Amen.

Aber du weißt den Weg für mich

 

Auch wir sind angekommen – heute Abend am Stall von Bethlehem.

Unsere Gedanken und unser Herz schauen darauf.

Unsere Ohren hören, unsre Augen lesen,

woran wir uns so gern erinnern.

 

Aus Lukas 2

Aus Lukas 2,1-7

Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Phil 4,4.5b)

So ist es uns verkündet! So hat es sich in dieser Nacht erfüllt!

Gott ist in die Welt gekommen. Halleluja!

Alleluja de Kiew

 

Ich halte inne.

Lasse alles auf mich wirken.

Ich sehe Maria, sie schweigt und schaut.

Ich sehe auf das Kind, es schläft ganz in Frieden.

Ich schaue auf Josef, er schweigt und schaut.

Ich sehe seine Freude – über das Kind, über die Frau.

Ich schaue ihn an und sehe auch etwas anderes.

Seine Sorge, seine Müdigkeit.

Ich schaue ihn an und höre ihm zu.

 

Gedanken des Josef

Da liegt sie, und schläft.

Wie sie das alles durchgehalten hat.

Den langen Weg, das herumsuchen, die Geburt.

Und da liegt das Kind, es schläft.

Auch ich, Josef, spüre meine Müdigkeit.

Was wird eigentlich werden, jetzt, mit dieser Frau, mit diesem Kind?

 

Verheiratet sind wir noch nicht, und doch, das Kind ist schon da.

Ehebruch, noch vor der Ehe, denken einige.

Den Tod hätte sie verdient nach unserem Recht, sagen einige.

Als Ausgestoßene müsste sie leben, Maria.

 

Nein, niemals. Ich musste sie doch mitnehmen,

trotz ihrer Schwangerschaft, wegen ihrer Schwangerschaft!

Ich wollte sie schützen – vor dem Gerede der Nachbarn.

Außerdem: Ich wollte sie bei mir haben. Ich liebe sie.

Gegen alle Regeln, vielleicht sogar gegen alle Vernunft,

ich habe mich für sie entschieden,

und für das Kind.

Das Kind, dessen Geburt so wunderbar,

so geheimnisvoll passierte.

 

Und da ist das Kind, ein Junge, mein Sohn!

Mein Sohn? Wir er es jemals werden?

Was ist, wenn alle Verheißungen wahr sind,

Heiland, Retter, König?

Was ist, wenn das alles wahr ist?

 

Ich hatte geträumt, vor langer Zeit,

von Maria, von unseren Kindern.

Ich sah mich,

wie die Nachbarn zusammenkamen,

wie wir feierten, als unser erstes Kind kam.

So war es Brauch.

Ich sah mich spielen mit meinem Sohn.

Wir tobten über die Felder, wir lachten,

nahmen uns in den Arm.

Das Zimmermannshandwerk brachte ich ihm bei.

 

War das alles ein Traum? Wird es ein Traum bleiben?

Werde ich den Weg dieses Kindes,

meines Sohnes prägen können?

 

Wenn alles wahr ist, was verheißen ist,

wenn die Hirten später Recht behalten

und die Fremden, die an die Krippe gekommen werden,

wird dieses Kind noch uns gehören?

Wen soll es gehören?

 

Ob Maria das alles ahnt?

Sie weiß mehr als ich!

Ganz bestimmt weiß sie mehr als ich!

Wir müssen reden, mehr reden miteinander!

 

Sie wird helfen – gegen meine Angst

– gegen meine Sorge um das Kind

– zu einer unbesorgten Zukunft.

Sie wird mir helfen, Freude wachsen zu lassen.

Schließlich ist diese Freude der ganzen Welt

verkündet worden – in dieser Nacht.

 

Guter Gott,

Frieden und Freude hast du der Welt verkünden lassen – in diesem Kind.

Frieden und Freude schenke nun auch mir.

Hilf mir, meiner Frau und unserem Sohn, deinem Sohn.

Und ich weiß es längst und spüre es:

es ist gut, dir zu vertrauen, Herr, und auf dich zu hoffen.

Bonum est confidere in domino, bonum sperare in domino

Bonum est confidere

 

Ich wende meine Blick und sehe dich, Maria.

Auch wenn du nur Augen für dein Kind hast.

Ich sehe dich an und habe so viele Fragen,

so viele Gedanken für dich.

 

Maria, ich frage dich!

Maria,

warum hast du geschwiegen,

damals, in jener Nacht.

Du hattest doch soviel zu sagen.

Hast es gesagt,

der Elisabeth,

dein großes Magnificat

hast du ihr gesungen.

Aber eben nur ihr.

Warum?

Warum dein Schweigen in dieser Nacht?

 

Ich denke, du warst müde.

Die letzten Monate,

die Reise, die Sorgen, die Geburt.

Ich denke, du warst müde.

 

Aber Maria, stell dir vor,

du hättest geredet, damals in jener Nacht.

Zu Joseph,

dem Mann an deiner Seite.

Auch er ist verstummt.

Hätte dich längst gehen lassen können.

Hat festgehalten an dir,

unverheiratet schwanger.

Niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht,

hätte er dich verstoßen.

Er tat es nicht, hielt fest an dir,

an eurer Liebe.

Hätte ihm ein gutes Wort von dir nicht gut getan?

Du schweigst!

 

Oder brauchtest du keine Worte,

damals, in dieser Nacht, im Stall.

War es der Blick auf das Kind,

war es das Spüren deiner Liebe,

war es die Stille,

die seinen Glauben neu weckt.

Den Glauben an dein unüberhörbares Magnificat für diese Welt,

das in der Stille schallt und uns erreicht

– bis heute.

Keine Worte,

ganz in Stille kommt Gott

und spricht sein Wort

für ihn und für uns.

 

Und Maria, stell dir vor, du hättest geredet,

damals in jener Nacht.

Zu den Hirten,

die von den Feldern kamen.

Tagediebe, Pack

Verachtet von allen,

nicht geliebt, aber gebraucht.

Sie verließen ihre Herden,

sind gekommen, zu dir gekommen,

haben in Kauf genommen,

dafür fallen gelassen zu werden.

Hätte ihnen ein gutes Wort von dir

Nicht gut getan?

 

Oder brauchtest du keine Worte,

damals, in dieser Nacht, im Stall.

War es der Blick auf das Kind,

war es das Spüren deiner Liebe,

war es die Stille,

die ihre Hoffnung neu weckt.

Die Hoffnung,

dass dein unüberhörbares Magnificat in dieser Welt,

das in der Stille schallt,

auch für sie gilt, für sie und

für alle Ausgestoßenen, Verachteten,

am Rande lebenden – bis heute.

Keine Worte,

ganz in Stille kommt Gott

und spricht sein Wort.

Für sie und für uns.

Aber Maria, stell dir vor, du hättest geredet,

damals in jener Nacht.

 

Zu den Weisen,

die von so weit her kamen,

einem Stern gefolgt sind,

um dir zu bringen, was sie gewohnt waren,

prachtvolle Geschenke, Ausdruck ihres Reichtums,

ihre Macht.

Sie waren gekommen, aus ihren Palästen

in die Armut eures Stalles.

Was haben sie wirklich gesucht?

Hätte ihnen ein gutes Wort von dir nicht gut getan?

 

Oder brauchtest du keine Worte,

damals, in dieser Nacht, im Stall.

War es der Blick auf das Kind,

war es das Spüren deiner Liebe,

war es die Stille, die ihre Liebe neu weckt.

Die Liebe, in der allein

dein unüberhörbares Magnificat

diese Welt verändern kann,

Es schallt in der Stille.

Es erreichte sie so wie es uns erreicht.

Er veränderte sie.

 

Keine Worte,

ganz in Stille kommt Gott

und spricht sein Wort in uns

für allezeit.

Es weckt unseren Glauben,

nährt unsere Hoffnung,

lässt uns in seiner Liebe leben.

Deshalb kommt er – auch ganz in Stille.

 

Er ist schon da, Maria.

In deinem Kind in die Welt gekommen.

Sieh, ich bin dir nah, spricht dieses Kind.

Ich mache alles neu.

See, I am near, said the Lord.

See, I make all things new.

See, I am near

 

Noch mehr geschieht in dieser Nacht.

Wir hören und lesen weiter.

Aus Lukas 2

Lukas 2,8-14

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

 

So vieles geschieht in dieser Nacht.

Ich schaue hin.

Ein Engel und ein Hirte, sie reden miteinander.

Ich schaue sie an und höre ihnen zu:

 

Der Engel und der Hirte

Staunend stehen die Hirten des Nachts

in ihren Herden,

überrascht von der Botschaft der Engel:

„Fürchtet euch nicht!“

Welch eine Hoffnung bahnt sich da plötzlich

einen leuchtenden Weg durch die Nacht,

hin zur Gewissheit wachsenden Heils.

 

Siehe, da gehen die Hirten

fort vom Felde allnächtlicher Verlorenheit,

umgetrieben von dem Verlangen,

dem Ruf der Engel zu folgen

und Heimat zu finden

in der inneren Begegnung

mit dem himmlischen Licht.

 

 

„Was bleibt mir noch für eine Hoffnung?“

fragte der Hirte draußen bei Nacht

auf einsamem Feld.

„Du Narr“, antwortete der Engel,

„das Geschenk der Liebe liegt doch nun wirklich

zum Greifen nah!“

 

Fürchte dich nicht vor dem,

was morgen wieder auf dich zukommen mag.

Wenn du den scheinbar unüberwindbaren Berg,

der vor dir liegt,

Stück für Stück abtragen kannst,

werden sich die Wege,

die dir zur Zeit verschüttet

und dadurch unüberwindbar zu sein scheinen,

wieder öffnen und ebnen.

 

Geh vor mir her, mein Engel,

und führe mich mit deiner unsichtbaren,

aber im Herzen spürbaren Kraft durch diesen Tag!

Erhelle meinen Geist, so dass mir klar wird,

welche Schritte ich gehen

und welche Entscheidungen ich treffen soll,

damit sich meine Spuren nicht im Sande verlaufen,

sondern mein Leben sein Ziel findet

in der Begegnung, – im Du -,

 

Sei mir gnädig, mein Engel,

und rufe mich heraus

aus der endlosen Anzahl verlorener Tage und Jahre,

damit sich meine Zeit erfüllt und ich spüren darf,

dass mein Dasein wertvoll und mein Handeln

richtig ist.

 

Freue dich über die Kraft der Engel,

die dir die Angst nehmen

und dich mit himmlischer Macht

spüren lassen:

Alles in dir wird wieder heil.

 

Zart und leise, zart und leise

klingt der Engel Harfenspiel,

bis sich schon in dunkler Nacht

die beängstigenden Träume lösen

und zu hellen Bildern

hin verwandeln lassen,

die Heilung ahnen lassen

noch im Schlaf.

 

Heute strahlen die Sterne,

musizieren die Engel,

staunen die Hirten auf weitem Feld.

Das Kind in der Krippe

öffnet dir den Zugang

zum Himmel auf Erden,

tauscht deinen Kummer ein

gegen Gnade und Glück.

 

Und nun weißt du,

worin deine Freude, worin deine Hoffnung,

deine Stärke, dein Licht begründet ist

– allein in dem Kind in der Krippe,

in Christus – arm gekommen,

aber Zuversicht für dein ganzes Leben.

Vertrau auf ihn, hab’ keine Angst!

Der Friede Gottes beschütze dein Herz,

er beschütze eure Herzen!

Fiez vous en lui, ne craignez pas.

La paix de Dieu gardera vos coeurs.

Fiez vous en lui. Alleluja,alleluja.

Fiez vous en lui

 

Freude erfüllt mein Herz.

Freude über die Liebe, die um sich greift,

sogar die Hirten ergreift

und sie neu gehen lässt.

Ermutigt, gestärkt, sich geliebt wissend.

Neues Leben in neuer Welt.

 

Diese Liebe füllt den Himmel in dieser Nacht.

Sie lässt sogar die Engel singen.

Ihr Gloria erklingt, es klingt auch in unseren Herzen.

Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden

den Menschen seines Wohlgefallens.

Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus!

Gloria in excelsis

 

Das Kind ist da, es schaut mich an!

Ich gehe mit den Hirten

– noch einmal zurück zum Stall.

Ich schaue es an, das Kind.

Endlich schaue ich es an.

Ich schenke ihm meine Gedanken,

vertraue ihm alles an – dem Kind,

das in die Welt gekommen ist.

Es schaut mich an.

Es schaut dich an,

jede und jeden, für alle gekommen.

 

Das Kind ist da – es liegt im Stall.

Es schaut dich an, schaut mitten in dein Herz.

Und es sieht die Angst, die du mit dir trägst.

Was wird werden aus mir?

Welche Fragen stelle ich mir nicht,

vor welchen Antworten laufe ich stets davon?

Was wird werden aus denen, die ich liebe

und die ich doch loslassen muss?

Deren Weg ich so anders dachte?

Das Kind im Stall – es spricht zu dir:

Ich bin da, in dieser Welt, bin für dich da:

Hab’ keine Angst. Ich bin dein Trost, deine Zuversicht.

 

Das Kind ist da – es liegt im Stall.

Es schaut dich an, schaut mitten in dein Herz.

Es sieht die Unversöhnlichkeit, die auf dir liegt.

Warum musste es so kommen?

Zu vergeben fällt mir schwer.

Ja, ich bin verletzt worden,

aber darüber auch verhärtet.

Habe ich selbst andere verletzt?

Ich weiß es längst, ich war ungerecht, war hart.

Warum schaffe ich den ersten Schritt nicht?

Das Kind im Stall – es spricht zu dir:

Ich bin da, in dieser Welt, bin für dich da:

Ich schenke Versöhnung und einen neuen Anfang,

– auch für dich.

 

Das Kind ist da – es liegt im Stall.

Es schaut dich an, schaut mitten in dein Herz.

Und es sucht die Hoffnung, die dich trägt?

Wohin geht es mit dieser Welt?

Unfriede paart sich mit dem Bösen,

wirkt erdrückend, lähmt, macht ohnmächtig.

Gute Zukunft – fast nicht mehr zu hoffen gewagt,

weil Realität gegen allen Frieden schreit.

Wie werden wir leben können? Wie?

Das Kind im Stall – es spricht zu dir:

Ich bin da, in dieser Welt, bin für dich da:

Ich bringe dir Frieden,

schenke dir Mut zu einer guten Zukunft.

Ich gebe dich nicht verloren, niemals.

 

Das Kind ist da – es liegt im Stall.

Es schaut dich an, schaut mitten in dein Herz.

Und es sieht deine Kraft zu lieben.

Es ist mir nicht egal, was wird.

Ich bin stark, ich kann tragen, ich kann lieben.

Ich weiß, ich werde geliebt.

Andere sollen spüren, auch durch mich,

dass Liebe alles trägt in dieser Welt.

Kein Hass, kein Neid, nur die Liebe leuchtet in dieser Nacht.

Nur die Liebe ist meine Stärke, mein Licht,

für einen neuen Weg.

Ja, wir leben die Liebe neu, die uns diese Nacht schenkt.

Das Kind im Stall – es spricht zu dir:

Ich werde deine Seele behüten. Ich kenne dein Herz.

Ich werde dich führen, durch dein ganzes Leben,

bis in meine Ewigkeit mit dir.

Seigneur, tu gardes mon ame. O Dieu tu connais mon coeur.

Conduis moi sur le chemin d’éternité, conduis moi sur le chemin d’éternité.

Seigneur, tu gardes mon ame

 

Wir beten:

Gott der Liebe, du bist Mensch geworden, nicht um deinetwillen, sondern um unseretwillen.

Du kommst als Kind zu uns, damit wir im Glauben an dich Gottes Kinder werden.

Und so bitten wir dich:

Lass uns dein Licht weitertragen zu allen, die sich im Dunkeln befinden, zu den verzweifelten und Einsamen.

Mach uns zu Boten deiner Freude für die, die ihr Leben nur noch als Last empfinden, für alle Trauernden und Leidenden.

Weck in uns den Mut so wie du mit denen zu teilen, die nur die Erfahrung des Ausgeschlossenseins kennen, mit den Hungernden, den Wohnungs- und Arbeitslosen.

Wir bitten dich für die Kranken, für die Alten – auch für die in unseren Familien.

Wir bitten dich für jeden Menschen, der seine Einsamkeit an diesem Abend in diesen Tagen besonders spürt. Lass sie spüren, wie nahe du ihnen bist, lass sie spüren, dass du mit ihnen lebst und wir alle geborgen sind in dir.

Lass uns deine Wärme zu denen bringen, die nur Kälte und nackte Gewalt spüren, zu allen, die in Unfreiheit leben, zu den zu Unrecht Verfolgten.

In deiner Liebe, menschgewordener Gott, ist alles möglich.

Darauf vertrauen wir in dieser heiligen Nacht.

Gemeinsam beten wir:

Vater Unser im Himmel / Geheiligt werde dein Name / Dein Reich komme / Dein Wille geschehe / Wie im Himmel so auf Erden / Unser tägliches Brot gib uns heute / Und vergib uns unsere Schuld / Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. / Und führe uns nicht in Versuchung, / Sondern erlöse uns von dem Bösen. / Denn dein ist das Reich und die Kraft / Und die Herrlichkeit. / In Ewigkeit. Amen.

 

Segen:

Wir denken nun an an diesem Abend all diejenigen,

die uns am Herzen liegen

– und natürlich auch an uns selbst –,

und für sie und auch für uns sprechen wir die Worte des Segens,

mit denen wir unsere Gottesdienste schließen.

Der HERR segne dich und behüte dich!

Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig!

Der HERR hebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden!

Amen.

 

Vertraut darauf.

Gott kommt in dieser Nacht –

in diese Welt und zu jedem Menschen; er kommt in jedes Haus.

Denn wo Güte und Liebe wohnen, da ist Gott.

Ubi caritas et amor, Deus ibi est.

Ubi caritas et amor

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Euch allen einen gesegnetes Weihnachtsfest!

Kommt gut durch die Zeit, passt auf euch auf und bleibt gesund!

Pfarrer Rüdiger Dunkel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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